In seinem Notizbuch „A16” machte sich Fontane Skizzen und Anmerkungen zu Plauer Gegebenheiten.
Nachfolgend finden Sie einige Ausführungen Fontanes aus seinen Notizbuch.
Das Notizbuch …
Von 1859 bis Ende der 1880er Jahre hat Fontane Notizbücher (insgesamt 67) geführt, die unterschiedliche Notate enthalten:
Tagebuchaufzeichnungen, Briefkonzepte, poetische Pläne, Vortragsmitschriften, Entwürfe zu Theater- und Kunstkritiken, Buchexzerpte sowie Notizen und Zeichnungen, die während der Ausflüge durch die Mark Brandenburg und auf weiteren Reisen entstanden sind. Hinzu kommen Alltagsnotizen wie To-do-Listen und Zugabfahrtspläne, Lektüre- und Briefempfängerlisten. Die Notizen zu Plaue findet man in der Nr. A16
Quelle: Theodor Fontane: Notizbücher. Genetisch-kritische und kommentierte Edition. Hrsg. von Gabriele Radecke, http://www.uni-goettingen.de/de/303691.html
Notizen zum Plauer Schloss
Fontane notiert:
An der Frontseite läuft auf dem schmalen Quai zwischen Schloß u. Fluß ein Weingang, der sich nach rechts und links in Baumgruppen verliert; in der Mitte dieses Weinganges, in Front des Risalits, eine Erhöhung, die als Veranda dient.
Das Schloß liegt auf einer Bodenerhöhung; nach vorn zu erscheint es aufgemauert, etwa wie der Erfurter Dom. Dies ist aber Täuschung. Es ist entweder eine Erhöhung von Natur oder, was wahrscheinlicher, durch Kunst aufgeschüttet, und auf dieser Erhöhung, die nach vorn zu durchaus quaiartig, an den drei anderen Seiten in Schräglinie abfällt, steht das gegenwärtige Schloß Es ist ein 2 stöckiger Bau (Parterre und Beletage) aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts und besteht aus einem 2 stöckigen, auf den Fluß blickenden Frontalbrau, an den sich, nach hinten zu, zwei nur aus einem Erdgeschoß bestehende Flügel lehnen, die nicht ganz von gleicher Länge sind …
Notizen zur Pfarrkirche
Der alte Theil war muthmaßlich eine romanische Kapelle. So (vielleicht 1270). Dann kam der Anbau der alles gotisch machte. So vielleicht 1370 oder auch 1470. Zuletzt erhielt die Kirche, um einen herrschaftlichen Chor herzustellen noch eine Verbreiterung, so ist an dieser Stelle die Wand verrückt & dem entsprechend auch das Dach. So: vielleicht 1710.
Fontanes Skizze zur Position von Objekten in der Pfarrkirche:
- Goerne – Epitaph (ist aber Arnim)
- Altar sehr schöne Arbeit so um 1580
- Koenigsmarck- Epitaph
- Lutherbüste
- Säulen und gotische Gewölbe
Die Malereien sind über dem Theil der Kirche, der den Altar enthält, Ich halte diesen Theil für den älteren, von vermuthlich 1470 (die 70 ist an dem einen Pfeiler zu lesen, der andre nicht). Der Theil, der jetzt in der Mitte mit 3 Pfeilern umgebaut wurde, der Anbau von 1710 ist irrelevant und kommt gar nicht in Betracht.
Auf weißem Grunde grüne 2 Finger breite Voluten; alles andre ziegelrothe fingerbreite Linien. Die Dreiecke roth.
Notizen zum Haus Wiesike
Haus Wiesike von der Schlossseite am gesehen. Geschwungene Uferlinie der Havel, die dann bald an einer Ecke in den Platter See umbiegt. Ganz und gar mit kleinen Gruppen von Weiden und Pappelweiden besetzt. An einer Stelle ist eine weitere Lichtung mit schönstem Rasen überdeckt und mit einigen Parkbäumen, Larix, Schwarztanne, Sykomore, Blutbuche, besetzt. Zur einen Seite der großen Rasenfläche wird etwas sichtbar wie eine Statue oder ein Brunnen. Bald werden wir dessen sicher: eine Wassersäule steigt auf, und von der Nachmittagssonne beschienen, glänzt sie auf dem dunklen Hintergrunde der Parkbäume in allen Regenbogenfarben. Auch ein paar weiße Bänke und das Schimmern eines Hauses. Dies Haus ist Haus Wiesike.
Fontanes Fazit über Plaue
Schluß Der Hauptreiz bleiben doch immer die Erinnerungen an die Quitzowzeit und die Zerstörung des Schlosses. Zunächst scheint nichts da; forscht man aber, so findet man eine Menge Dinge, die das Bild wieder beleben.
a. Hundert Ruten vom Schloß, im Wiesikeschen Küchengarten, war vor wenigen Jahrzehnten noch die Schanze, von wo aus die Faule Grete schoß. Zu Löseckes Zeit war noch viel. Jetzt ist es abgetragen, aber die Stelle ist noch bekannt.
b. Die Kirche. Das Kirchenschiff, wo Johann im Bock saß, ist noch da. Die Wände sind übertüncht, und die Gewölbe sind später, kriecht man aber durch das Loch auf den Kirchenboden und leuchtet umher, so sieht man noch die Malereien aus der romanischen Zeit der Kirche her, die damals auf ihn herabsahen. Vielleicht das Echteste und Erhaltenste noch aus jener Zeit.
c. Nun in den Park. Hier ziehen sich noch, jetzt als Parkornament, die Wallgräben-Reste; dann kommt
d. der Schloßberg, der hoch deutlich die Burgform zeigt. An und in diesem Berg steckten noch Fundamente von Schloß und Turm. Letztrer hielt sich ganz und gar bis 1725 (so ohngefähr). Noch später, unter Lösecke, hatte es Erdgeschoß und Souterrain. Jetzt ist das Erdgeschoß fort, aber das Souterrain, in dem die beiden Ritter etc. steckten, ist noch da.
e. Am schönsten ist es aber doch am Rand des Sees, wo Weidicht und Rohr abwechseln. Besser: hoch das Rohr steht. Es ist wie zu Johann v. Quitzows Tagen. Hier sitzen im Abendschein. Dann rauscht und raschelt es. Man horcht auf und fröstelt, als führe Quitzow heraus.