Von einer Holzbrücke zu einer Stahlfachwerkbrücke

Erste Holzbrücke im 13. Jahrhundert

Im Jahr 1244 wird eine Holz­brü­cke erwähnt, die in einer Feh­de zwi­schen den Mark­gra­fen von Bran­den­burg und dem Erz­bi­schof von Mag­de­burg zer­stört wur­de. 1334 ist hier erst­mals eine mark­gräf­li­che Zoll­stel­le genannt. 1433 ver­pflich­te­te Kur­fürst Fried­rich II. Fuhr­wer­ke, die von Bran­den­burg nach Mag­de­burg unter­wegs waren, den Weg über Plaue zu neh­men. In der zwei­ten Hälf­te des 15. Jahr­hun­derts ver­kauf­te er das Schloss und Städt­chen Plaue an Georg von Wal­den­fels, der die Burg instand setz­te und eine neue Brü­cke bau­te, die jedoch im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg zer­stört wur­de. Anfang des 18. Jahr­hun­derts war die höl­zer­ne Brü­cke (ver­mut­lich 1713 erbaut) eine wich­ti­ge Post­ver­bin­dung zwi­schen Ber­lin und Mag­de­burg. 1766 wur­de sie erneu­ert. 1806 brann­te man die Brü­cke ab, um fran­zö­si­sche Trup­pen am Vor­drin­gen auf Ber­lin zu hin­dern. 1810/11 erfolg­te eine Repa­ra­tur und 1813 ent­stand eine neue Brü­cke auf Befehl des rus­si­schen Gene­rals Cze­mie­zew. Die­se war um 1830 wie­der bau­fäl­lig, wor­auf­hin der Staat 1836/37 eine neue Holz­brü­cke bau­te, die auch Schif­fen die Durch­fahrt ermög­lich­te. Sie dien­te 67 Jah­re dem Verkehr.

Höl­zer­ner Vor­gän­ger­bau um 1890


Mon­ta­ge des stäh­ler­nen Über­baus 1904
Fahr­bahn­her­stel­lung 1904
Inbe­trieb­nah­me der Brü­cke am 15. Okto­ber 1904
Stahlfachwerkbrücke seit Anfang des 20. Jahrhunderts

Die Holz­brü­cke wur­de durch die heu­ti­ge Stahl­fach­werk­brü­cke ersetzt und am 15. Okto­ber 1904 ein­ge­weiht. Anlass für deren Bau war der zuneh­men­de Stra­ßen- und Schiffs­ver­kehr, dem die alte Holz­brü­cke nicht mehr gewach­sen war.

Die Brü­cke ist als genie­te­te Stahl­fach­werk­kon­struk­ti­on bzw. Plat­ten­bal­ken- und Trä­ger­rost­brü­cke aus­ge­führt und über­spannt die Havel mit drei Öff­nun­gen von je 42,40 m Stütz­wei­te zwi­schen den Dop­pel-Strom­pfei­lern. Sie hat eine Län­ge von 130 Metern und eine Brei­te von 10,70 Meter. Die genie­te­te Stahl­fach­werk­kon­struk­ti­on besteht aus drei Ober­bau­ten mit je zwei Halb­pa­ra­bel-Fach­werk­trä­gern und obe­rem Wind- und Sta­bi­li­täts­ver­band. Der drei­tei­li­ge Ober­bau ruht auf zwei ufer­sei­ti­gen Wider­la­gern und zwei Dop­pel­strom­pfei­lern und ist auf Gleit­la­ger auf­ge­setzt. Das Brüs­tungs­teil ist in Stein aus­ge­führt und die Gelän­der bestehen aus For­men des Jugend­stils auf­neh­men­den genie­te­ten Flach­stäh­len. Die Fahr­bahn war gepflas­tert und ver­füg­te seit 1912 an ihrer Nord­sei­te über ein Stra­ßen­bahn­gleis. Die Geh­we­ge waren zuletzt einem Holz­be­lag belegt.


Brü­cke mit Stra­ßen­bahn­glei­sen und beid­sei­ti­gen Geh­we­gen, 2005
Sanier­te Brü­cken­kon­struk­ti­on, 2022
Nutzung und Sanierung

Im Dezem­ber 1912 fuhr die ers­te Stra­ßen­bahn über die Plau­er Brü­cke, die bis nach 1945 auch Post­sa­chen und Stück­gut beför­der­te. In den letz­ten Kriegs­ta­gen 1945 wur­de der Mit­tel­teil gesprengt, die Instand­set­zung erfolg­te bis 1947. 1964/65 wur­de die Fahr­bahn­kon­struk­ti­on erneu­ert und die Brü­cke ent­ros­tet und konserviert.

In den 1980er Jah­ren erfolg­te eine Gene­ral­über­ho­lung. Nach der Fer­tig­stel­lung der Orts­um­ge­hung (B1) und der neu­en Plau­er Brü­cke (West­ha­vel­land­brü­cke) im Jahr 2002 wur­de die alte Brü­cke für den Fahr­zeug­ver­kehr gesperrt und nur noch für Fuß­gän­ger und Rad­fah­rer zuge­las­sen. Nach einer Prü­fung 2006 folg­te die Sper­rung der Geh­we­ge und die Ent­fer­nung des Holzbelages.

2010 wur­de ein Instand­set­zungs­kon­zept ent­wi­ckelt, das zusam­men mit dem Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge die Sanie­rung der Brü­cken­kon­struk­ti­on und eine neue Steg­kon­struk­ti­on zwi­schen den Brü­cken­bö­gen vor­sah. 2019 begann die Sanie­rung mit Unter­stüt­zung des Lan­des Bran­den­burg. Die­se kos­te­te ca. 3,1 Mil­lio­nen Euro. Die durch Kor­ro­si­on beschä­dig­ten 60 Gelän­der­seg­men­te wur­den demon­tiert und eingelagert.


Ansicht eines sanier­ten und eines stark beschä­dig­ten Gelän­der­seg­men­tes (Metall­bau Windeck)

Eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer

2025 wird mit Lan­des­un­ter­stüt­zung die sanier­te Brü­cke für Fuß­gän­ger und Rad­fah­rer nutz­bar gemacht. Die neue Steg­kon­struk­ti­on in der Mit­te erhält ein schlich­tes Gelän­der, sodass die his­to­ri­schen Jugend­stil­ge­län­der nach ihrer Sanie­rung nicht mehr als Absturz­si­che­rung die­nen, aber als prä­gen­de Denk­mal­ele­men­te unbe­dingt erhal­ten blei­ben sollen.

Da die Finan­zie­rung nicht aus städ­ti­schen Mit­teln gesi­chert wer­den kann, bemüht sich die Bür­ger­initia­ti­ve „Alte Plau­er Brü­cke“ des Unab­hän­gi­gen Bür­ger­ver­eins Plaue e. V. gemein­sam mit dem Denk­mal­schutz um alter­na­ti­ve Finan­zie­rungs­quel­len und wirbt um Spen­den und Spon­so­ren. Die Fir­ma Metall­bau Wind­eck hat­te sich dan­kens­wer­ter­wei­se bereit erklärt, die ers­ten vier Gelän­der­seg­men­te auf­zu­ar­bei­ten, um die Kos­ten zu kal­ku­lie­ren (ca. 8.000 EUR pro Seg­ment). Mit der Mon­ta­ge die­ser Gelän­der­seg­men­te am 27. Mai 2024 wur­de mehr als deut­lich, wie wich­tig das Jugend­stil­ge­län­der für die alte Plau­er Havel­brü­cke ist.


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